Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 2

Ein Teil dieser musste eine neue Straße vom Uentroper Weg bis zum neuen Lager Errichten. Es gab schon einen Weg dort hin, dieser genügte den Ansprüchen der damaligen Machthaber schon längst nicht mehr. Es sollte eine Prachtstraße werden, die die Herrlichkeit der Machthaber wieder Spiegeln sollte. Schließlich wollte man, als Lagerführer, trockenen Fußes dort Abkommen. So mussten ein Teil der Zwangsarbeiter auf Anweisung des Lagerkommandanten diese neue Straße Errichten.


Zu Essen gab es kaum etwas und so kam es oft genug vor, das manch einer von ihnen aus Erschöpfung Zusammenbrach. Den Bewacher war das Schicksal dieser Menschen egal. Prügel waren an der Tagesordnung. Viele dort Eingesperrten Überlebten das Ganze nicht.


Die Bewohner ringsum Sahen wie die dort Eingesperrten Leben mussten und wollten Helfen. Das wurde ihnen unter Waffengewalt verwehrt. Wer es trotzdem Versuchte wurde Erschossen.

Aber immer wieder schaffte man es, trotz aller Gefahren, in so mancher Nacht, wenigstens ein Stück Brot über die hohe Mauer zu Werfen, damit diese wenigsten etwas zu Essen hatten.


Was für ein krasser Gegensatz. Schon vor der Errichtung des Lagers dort, hatte man die Villa des damaligen Zeichendirektors kurzerhand Beschlagnahmt. Obwohl alles streng Rationiert war, fehlte es den Nazis an nichts. So Feierte man dort bis vor Kriegsende mach ein rauschendes Fest.


In unserem Berichtzeitraum kam es noch zu einem dritten Versuch an die Kohlenfelder zu kommen. Inzwischen hatten 1933 die Nazis die Macht übernommen. Sie arbeiteten schon recht früh auf einen Krieg hin und brauchten Energiequellen. Man konnte inzwischen aus Kohle das für den Krieg wichtige Benzin und auch Koks, Gas und vieles andere Nützliche gewinnen. Die braune Regierung gründete einen vom Staat kontrollierten Konzern, die Reichswerke Hermann Göring. Dieser Konzern brauchte für die Produktion der Hütten und Chemiewerke viel Energie und übernahm die Kohlefelder im Hammer Osten. Der neue Konzern ließ die Zeche Sachsen in Heessen abteufen. Viele Werrieser Männer fanden dort Arbeit.


Die Felder Maximilian und Bayern sowie die Zeche selbst gingen 1940 an die Reichswerke Hermann Göring über. Am 23. November 1941 mitten im Zweiten Weltkrieg, stellte die Steinkohlengewerkschaft der Reichswerke einen Antrag auf Genehmigung zum Bau eines Doppelschachtes im Feld Bayern. Der neue Standort lag nun nördlich des Datteln-Hamm-Kanals, etwa 1,5 km von der alten Anlage entfernt.


1942 folgte dann ein dritter Versuch eine Zeche in Werries abzuteufen. Die neue Anlage nannte man „Schacht Bayern“, wohl in Erinnerung daran, dass zuerst die Kohlenfelder von einem bayrischen Konzern ausgebeutet wurden. Der Schacht wurde dort niedergebracht, wo heute Reitstall und Reitanlagen nördlich des Kanals an der Eickhoffstraße der heutigen Maximilian Straße stehen. Wieder einmal gab es in Werries Hoffnung auf Beschäftigung.



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