Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 2

Damals bahnte sich die Krankheit an, möglichst große Einrichtungen zu schaffen. Kleine Krankenhäuser wie die in Welver und Bremen, wurden geschlossen. Die neuen Häuser mussten 300 und mehr Betten haben.


Ein Schulzentrum war angedacht. Dort sollten mehr als 300 Schüler untergebracht werden.


So sollte es eben auch im Wohnbereich sein. Die Unternehmer, die 60 Jahre vorher die Kolonie bauen ließen, hatten besser im Blick, was Menschen zum Wohnen und Erholen brauchten. Natürlich hatten sie damals weder die Möglichkeit noch das Knowhow, die Wohnungen so modern zu gestalten, wie das 60 Jahre später der Fall war.


Die Fluktuation der Bewohner der Wohnblocks war und ist bis heute stark. Viele der Bewohner sahen zu, dass sie in der neu gegründeten Kleingartenkolonie ein Fleckchen Natur bekamen, um sich erholen zu können.


Weil nun Hunderte von Neubürgern zuzogen, gaben die beiden Kirchengemeinden zusammen mit der Kommunalgemeinde ein kleines Begrüßungsheftchen heraus. In diesem Heftchen stellten sich auch die beiden Kirchengemeinden vor. Es waren alle notwendigen Adressen der öffentlichen Einrichtungen aufgeführt. Auf Ärzte, Apotheke, Schulen, Geschäfte und Erholungseinrichtungen wurde darin hingewiesen. Ein Besuchsdienst der beiden Kirchengemeinden begrüßte die Neubürger und überreichte ihnen das Heftchen zu ihrer Orientierung.


Der Wandel der Verhältnisse in Werries setzte mit drei personellen Veränderungen ein. Man konnte damals noch nicht ahnen, dass diese drei Wechsel auch in Werries eine neue Zeit einläuten würden.


1966 hatte ich einen solchen Tiefpunkt. Wir kamen noch ein wenig in persönliches Gespräch. Ich sagte, dass ich wohl langsam zu alt für die Arbeit würde. Da sagte er sehr betroffen und voller Aktivität: „Aber wir fangen doch gerade erst an!“ Das hat mich neu nachdenken und auf Gottes Wort hören lassen.


1966 zog die Hauptverwaltung des Chemiefaserwerks Dupont zunächst in dasselbe Gebäude mit der Kommunalverwaltung. Von dort wurde der Aufbau des Werkes gesteuert. Auch das technische Hilfswerk wurde dort untergebracht.


Karl Koßmann fand da seine Gesprächspartner und seine Erholung. Oft kam er sehr spät nach Hause. Seine Frau war davon nicht sehr begeistert. Eines Nachts kam er in den ersten Morgenstunden nach Hause und hatte getrunken. Seine Frau öffnete ihm die Tür. Er trat einen Schritt zurück und stürzte die Treppe hinunter. Er brach sich das Genick.


Selbst die, die es versuchen wollten, konnten nicht klar kommen. Wenn eines ihrer Kinder eingeschult wurde, fragte der Lehrer nach der Wohnung. Sagten die Leute „Kreisstraße 2“ oder „Schacht Bayern“, sagte oder dachte der Lehrer: „Aha.“ Es war klar aus solch einem Kind wird nichts. Suchte einer einen Job, konnte er’s vergessen. Suchten sie eine Wohnung, um aus dem Teufelskreis heraus zu kommen, kam immer die Frage: „Wo wohnen Sie denn jetzt?“ Nach der Antwort war die Wohnung bereits vergeben.