Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 2

Beschwerlich wurde mehr und mehr der zunehmende Verkehr. Der Lärm der Autos und Motorräder ließ kaum etwas vom Gesagten verstehen.


Nach Gesprächen mit Pfarrer Herbert Rapp und mit Adalbert Morawietz waren dann auch die Vereinsvorstände, wenn auch zögerlich, zu einer Neureglung bereit.


Am Volkstrauertag 1970 begann eine Andacht um 17.00 Uhr in unserer Kirche. Die Vereine waren mit ihren Fahnen dabei. Pfarrer Herbert Rapp hielt nach einem Lied und einem Psalmgebet die Ansprache. Nach dem Gebet und Segen verließen alle die Kirche. Die freiwillige Feuerwehr zündete Pechfackeln an und beleuchtete den Platz. Der Bürgermeister legte den Kranz nieder. Der Posaunenchor spielte: „Ich hatt einen Kameraden...“ Dann gingen alle nach Hause. Diese Andachten waren recht gut besucht. Herbert Rapp und ich wechselten uns bei den weiteren Andachten mit der Ansprache ab.


Die Zahl der Verkehrsunfälle stieg in diesen Jahren rasant.

Viele standen bei einem Unfall daneben, weil sie die Sensation anzog


Deshalb forderte man, dass Führerscheinbewerber Grundkenntnisse in erster Hilfe haben müssten. So baten Jugendliche darum, dass wir einen Kursus für erste Hilfe durchführen sollten. Wir nahmen Kontakt zum DRK auf. Sie schickten uns einen Mitarbeiter. Er führte alle Teilnehmer mit viel Geduld in diese Arbeit ein. Der Abschluss war dann ein gemimter Unfall, bei dem die Teilnehmer zeigen konnten, was sie gelernt hatten. Wir wiederholten das noch einmal. Dann wurden die Kurse an vielen Stellen angeboten und unser Bedarf war befriedigt


Zu Beginn des Jahres1975 wurde die zweite kommunale Neuordnung wirksam. Die Stadt Hamm wurde vergrößert. Alle Gemeinden, die zu den Randbezirken der Stadt gehörten, wurden eingemeindet. Die Stadt teilte ihr neues Stadtgebiet in 7 Bezirke ein. Unser Bezirk umfasste alle Orte, die östlich der Ahse liegen. Weil der größte Teil dieses Bezirkes die Großgemeinde Uentrop war, gab man ihm den Namen Hamm – Uentrop.


Diese Neuordnung brachte viele Vorteile. Viele Behörden, wie auch das Straßenverkehrsamt und das Gesundheitsamt, waren vorher in der Kreisstadt Unna. Wir fuhren damals nach 5 km Fahrt an den Hammer Behörden vorbei und landeten etwa 15 km weiter bei der zuständigen Behörde. Zudem war all das, was jetzt die Stadt Hamm ausmachte, schon längst ein Lebensraum, der in der Altstadt Hamm seinen Mittelpunkt hatte.


Die Nachteile waren wie die zuvor beschriebenen: Behörden und Ratsmitglieder rückten weit weg und wurden anonymer. Auch für die Ratsmitglieder wurden notwendige Anforderungen und auch Haushaltspläne immer weniger durchschaubar.


1976 war wieder für Werries ein folgenschweres Ereignis, das den Lebensrhythmus in vielen Familien veränderte. Die Zeche Sachsen wurde 1976 nach 37 Jahren Förderzeit still gelegt. Seit Anfang der sechziger Jahre war der Steinkohlenbergbau in ständiger Krise.


Das Mineralöl hatte einen immer größeren Marktanteil erobert. Es war an vielen Stellen sauberer zu handhaben und war wesentlich billiger als Kohle.