Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 2

Am nächsten Morgen fragten viele, ob es denn Feuer oder irgendeine Katastrophe gegeben habe. Meine Frau und ich hatten nichts davon gehört. Der Landwirt Wilhelm Bierkemper wusste es genau. Er sagte, die Glocke hätte für Pastors erstes Kind geläutet. Meine Frau erwartete zu der Zeit unser erstes Kind. Die Lösung des Rätsels war anders.


An der Hauptuhr, die die Läuteanlage steuerte, war ein großes Messingzahnrad. In dieses Zahnrad waren Stifte eingelassen, die das Früh-, Mittag- und Abendläuten auslösten. Die eine Seite regelte das Läuten am Tag, die andere in der Nacht.


Der Uhrmacher hatte die Seiten verwechselt und den Stift auf der Nachtseite eingesetzt. Dieser Fehler sollte sich noch einmal wiederholen. In der Woche darauf montierte Hans Posingis mit dem früheren Küster und Totengräber Fritz Uhlenbruch das Zifferblatt.


In der Woche darauf montierte Hans Posingis mit dem früheren Küster und Totengräber Fritz Uhlenbruch das Zifferblatt. Die freiwillige Feuerwehr stellte dafür ihre Leiter zur Verfügung . Einer von beiden hinterließ auf dem vergoldeten Zifferblatt einen tief schwarzen Fingerabdruck. Der war noch viele Jahre, besonders in der Morgensonne, zu sehen


Der Uhrmacher stellte die Zeit und den Stundenschlag ein. Fritz Uhlenbruch hatte sich eine Kinderwagenfeder besorgt und montierte sie am Hammer des Stundenschlages. Später sagte er immer stolz, er habe die Glocken richtig eingestellt und gestimmt.


Das Pumpenhäuschen muss ich noch erwähnen.



Zur gleichen Zeit, in der die Kirche gebaut wurde, wurden auch die Siedlungshäuser an der heutigen Ostenheide und Paul-Gerhard-Straße gebaut. Das Kanalsystem war total veraltet und nur für die Kolonie angelegt. Der Kanal lag an der Paul-Gerhard-Straße. Die Abwässer der ganzen Siedlung und dann später auch des Pfarrhauses mussten dorthin abgeleitet werden. Das Gefälle von der Ostenheide dorthin war viel zu flach. Deshalb bat die Siedlergemeinschaft darum, auf dem Gelände der Kirchengemeinde ein Pumpenhäuschen zu errichten. Die Kirchengemeinde verpachtete der Gemeinschaft ein Stück Land zum symbolischen Pachtpreis von 1 DM im Jahr. Dafür durften später die Abwässer des Pfarrhauses dort mit eingeleitet werden.


Im Häuschen waren zwei Pumpen installiert. Wenn eine Pumpe ausfiel, besorgte die Ersatzpumpe automatisch das Geschäft. In jeder Woche versahen zwei Siedler den Pumpendienst, sie warteten die Pumpen und sorgten für den reibungslosen Betrieb der Anlage,


Das Pfarrhaus lag an der tiefsten Stelle der Abwasserleitung. Am Samstag vor dem 1. Advent 1960 versagte eine der Pumpen Die Männer, die zuständig waren, waren müde und meinten, dass ja noch die andere Pumpe da sei. Sie wollten die Sache am Montag erledigen. Nun gab es aber am Sonntag lang anhaltenden, starken Regen. Die eine Pumpe schaffte die anfallenden Mengen nicht mehr.



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