Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 2

Als Hitler die Macht übernommen hatte, wurden recht bald, wie schon berichtet, die kirchlichen Jugend- und Kindergruppen der Hitlerjugend angegliedert. Die Sportabteilung und die Musikgruppe lösten sich auf und verloren ihr Eigentum. Es blieb von den Kirchlichen Gruppen die Frauenhilfe, die von Adele Bertram und Clara Judt geleitet wurde. Der Kirchenchor kam noch bis zu Beginn des Krieges zusammen. Auch eine Mädchengruppe blieb unter der Leitung von Frau Judt bestehen.


      Die Kirche


In der kirchlichen Jugendarbeit gab es damals und gibt es auch heute noch zwei Extrempositionen. Die eine Position: Man lädt weit ein, um jungen Menschen hilfreich zu sein. Dann droht oft die Gefahr, dass von der biblischen Botschaft und von ihrer Hilfe für alle Menschen bald nichts mehr zu spüren war. Ich selber neigte zu dieser Art der Arbeit.


Oder aber man beschränkt sich auf die wenigen, die miteinander Bibelarbeit treiben. Dort sammeln sich standhafte Leute, die auch in Verfolgungszeiten treu zu Gottes Wort stehen. Die kleine Gemeinschaft ist dann aber so eng miteinander verbunden, dass dann oft kein Platz mehr für andere ist. Dann gibt er es auf, anderen hilfreich zu sein. Reinhard Judt neigte zur zweiten Art.


  Die Mädchengruppen wurden zunächst von der Gemeindeschwester betreut. Dann arbeitete lange Zeit eine Nichte und Pflegetochter Judts, Hilde Rabeneck,  in der Gemeinde Sie leitete die Mädchengruppen und ging Judts in vielfältiger Weise zur Hand. Sie arbeitete gut. Sie hatte freie Station und 10 RM Taschengeld, das ihr Judts aus ihrer eigenen Tasche bezahlen mussten, weil die Kirchengemeinde dafür kein Geld bewilligen mochte. Hilde Rabeneck erkrankte äußerst schwer und war lange Zeit arbeitsunfähig.


An ihrer Stelle erklärte sich eine gerade fertig ausgebildete Gemeindehelferin, Hilde Krähling, bereit, in Werries zu arbeiten. Auch jetzt war das Presbyterium der Kirchengemeinde Mark nicht bereit, sie für Werries anzustellen, So gaben ihr Judts wie auch vorher ihrer Nichte privat freie Station und 10 RM im Monat. Hilde Krähling baute in Werries eine blühende Mädchenarbeit auf. Fast alle Mädchen im Alter zwischen 6 und 14 Jahren kamen zu den Jungscharen. Die Arbeit war ähnlich wie die Pfadfinderarbeit organisiert. Andachten und Bibelarbeit waren selbstverständlich.



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