Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 2

Der Posaunenchor nahm an Qualität, Dienstbereitschaft und Größe stetig zu. Bis dahin hatte die Kirchengemeinde die benötigten Instrumente gekauft und an die Bläser ausgeliehen. Diese Praxis brachte in all den Jahren, in denen ich in Werries arbeitete viel Ärger. Einer lieh sich ein Instrument aus, um damit in der Jazzband seiner Schule mitzuspielen. Der Hauptärger aber war, dass viele sehr achtlos mit den Instrumenten umgingen. Ich erinnere mich an ein Tenorhorn, das so aussah, als hätte es der Bläser aus dem achten Stockwerk eines Hauses mit Schwung hinab geworfen.


Manfred Neumann bat nun die Kirchengemeinde, den Bläsern zinslose Kredite zu geben, damit sie sich ihre eigenen Instrumente kaufen könnten. Es wurden mit den Bläsern Darlehensverträge abgeschlossen und regelmäßige Ratenzahlung vereinbart. Bis 1978 hatten dann alle ihre eigenen Instrumente und der Ärger hatte ein Ende.


Der Posaunenchor war weiter munter und quicklebendig. Bob Brennan war Lehrer an der englischen Schule, die damals in den Kasernen für die Kinder der Besatzungsarmee eingerichtet war. Durch Bob Brennan lernte der Posaunenchor einen jungen Bläserchor aus Solihull bei Birmingham kennen, die Shirley Brass Band. Als die Band zusammen mit ihrem riesigen Jugendchor im März und April 1978 eine Tour durch Deutschland machte, landeten sie auch in Werries.


Die Chöre mochten sich. Eine Partnerschaft wurde vereinbart. 1979 kam die Band zum ersten Mal zum partnerschaftlichen Besuch nach Werries.


Als der Bus einlief, spielte der Posaunenchor die englische Nationalhymne. Die Engländer waren privat bei Posaunenchormitgliedern und Freunden des Chors untergebracht. Das Gemeindehaus war in den Ostertagen völlig vom Posaunenchor und seinen Gästen in Beschlag genommen. Die Shirley Band spielte im Festgottesdienst am ersten Ostertag und gab zwei Konzerte in der Aula der Maximilianschule.


Im darauf folgenden Jahr fuhr der Posaunenchor nach Solihull. Dasselbe Programm lief nun in Solihull ab. Auch da waren unsere Bläser privat untergebracht. Aus diesen Begegnungen wurden langjährige Freundschaften.


Die Engländer hatten bei uns deutsches Bier kennen gelernt. Weil sie so begeistert davon waren und beim Blasen viel Feuchtigkeit verloren geht, luden unsere Chormitglieder einen beachtliche Stapel Paletten mit Bierdosen ein. Die es sahen, waren beeindruckt.


Diese Besuche waren für beide Chöre Höhepunkte ihrer Arbeit, nicht wegen der Bierdosen!



<zurück                                      weiter>