Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 2

    Das Pfarrhaus.


Nun fehlten nur noch das Pfarrhaus und die Wohnung für die Gemeindeschwester. Das Presbyterium der Kirchengemeinde Mark stimmte dem

Neubau zu und half die Finanzierung zu sichern. Das war die letzte Bewilligung des gesamten Presbyteriums der Kirchengemeinde Mark vor der Teilung.


Die Wohnung am Grenzweg hatte zwei entscheidende Nachteile. Sie war zu klein und auf das Parterre und den zweiten Stock verteilt. Und – sie gehörte nicht der Kirchengemeinde. Es wären sehr hohe Kosten nötig gewesen, das Haus so herzurichten, dass es für die wachsende Familie ausreichte und für die Pfarrfrau zu bewältigen war. Wahrscheinlich wäre es nahezu so teuer wie ein Neubau geworden Dieses Geld investiert man nicht in den Bau eines anderen Eigentümers, der nicht immer freundlich mit seinen Mietern umging.


Als einmal das Dach undicht war und eine der Mansarden feucht wurde, meldete ich das dem zuständigen Mann. Als nach geraumer Zeit noch nichts geschehen war, ging ich wieder hin. Der Mann sagte mir, ich solle die paar Pfannen eben selber verlegen. Und wenn mir das nicht passte, sollte ich mir eine andere Wohnung suchen.


Der Architekt, der Kirche und Kindergarten geplant hatte, bekam nun auch den Auftrag, das Pfarrhaus zu entwerfen. Damals musste das Landeskirchenamt Neubauten genehmigen. Es war viel Zeit und Mühe nötig, diese Hürde zu überspringen. Dann ging es zügig an den Bau.


Anfang Juli war das Gebäude fertig.. Der Umzug war für den 13. bis 15. Juli vorgesehen. Vorher musste der Bau gründlich geputzt werden. Das Putzen machte und macht an einer Stelle erhebliche Schwierigkeiten. Drei Fenster im Treppenhaus sitzen so hoch, dass man zum Putzen ein kleines Gerüst Jedes Mal ist eine halsbrecherische Klettertour vonnöten. Meine Frau sagte dem Architekten, man sollte ihn dazu verdonnern, diese Fenster regelmäßig zu putzen. Er wehrte ab. Wenn er das bei allen seinen Bauten machen müsste, hätte er kein Zeit mehr für seinen Beruf.


Der eigentliche Fehler war: der Architekt war Junggeselle. Wir vom Presbyterium waren zu der Zeit nur Männer. Dem Architekten kommt es sehr auf die äußere Schönheit an. Und uns Männern fehlte einfach an einigen Stellen der Blick für die praktischen Dinge des Haushalts. Glücklicherweise sah meine Frau noch rechtzeitig die Pläne und konnte einige Torheiten abstellen.


Die neue Küche und die Waschmaschine mussten auch vorher installiert werden. Als die Waschmaschine vom Installateur aufgebaut war, kam ein Angestellter der Firma, die sie geliefert hatte, und überprüfte die Funktionen. Das war damals so üblich. Einer meiner alten Freunde, der bei allen unseren Bauten Aufsicht geführt hatte, sah ihm zu. Er fragte: „Was machst du denn da?“. Er. „Ich überprüfe die Maschine!“ Der alte Mann fragte: „Kriegst du das etwa noch bezahlt?“ Der: „Natürlich! Das ist doch meine Arbeit!“ Der alte Mann schüttelte mit dem Kopf: „Ich möchte bloß wissen was da dran Arbeit ist!“.


Wir waren damals riesig dankbar dafür, dass einige Mitarbeiterinnen, die zum Abendkreis der Frauenhilfe gehörten, vorher beim Putzen des Hauses und dann beim Einräumen des Haushalts halfen. Meine Frau war zu der Zeit hochschwanger. Unser zweites Kind kam 5 Wochen später im neuen Haus zur Welt, während ich gerade den Gottesdienst hielt und Kinder taufte.



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