Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 2



Die Architekten hatten einen genauen Kostenplan über 70.402.- RM geliefert. Sie erhielten ihr erstes Honorar. Die Kirchengemeinde hatte am 1.4.1938 bereits den Pachtvertrag für das Zechenhaus gekündigt. Doch die Sache zog sich hin.


Nun erwies es sich als ungünstig, dass die Presbyter den Hamburgern den Zuschlag gegeben hatten. Diese Leute konnten nicht so oft vor Ort sein, als es zum schnellen Fortgang der Sache nötig gewesen wäre. Auch gab es Ärger wegen der hohen Fahrtkosten und Spesen, die die Architekten abrechneten. Der Standort des Architekturbüros war aber nicht der einzige Hinderungsgrund. Wer die Bauakte von damals liest, staunt, wer in Deutschland damals alles mitreden musste, ehe ein solcher Bau zustande kommen konnte. In Sachen Bürokratie waren wir Deutschen immer gut. Die Nazis hatten offenbar für Kirchbauten noch ein paar Sonderbremsen eingebaut. Zudem schien der Pastor bei all diesen Dingen recht hilflos gewesen zu sein. Er bekam wenig Unterstützung. Man ließ ihn immer wieder vor die Wand laufen. In Werries selbst gab es kaum Männer und Frauen, die ihm dabei behilflich sein konnten. Die wenigen Akademiker, die es im Ort gab, waren als Nazis aus der Kirche ausgetreten oder wenig interessiert. Unter allen Anderen war kaum jemand, der im Umgang mit Behörden erfahren war.


Schließlich brach am 1.9.1939 der zweite Weltkrieg aus. Die Behörden legten die Sache auf Eis. Der Amtsbaumeister des Amtes Rhynern schrieb schließlich am 17.7.1941 an die Kirchengemeinde: ,,Das Arbeitsamt in Hamm hat Ihrem Antrage vom 28.6.1939 auf Durchführung eines Bauvorhabens während der Kriegszeit nicht zugestimmt" ....... „Ich gebe anheim, den Antrag nach Abschluss des Krieges erneut hier vorzulegen."... was dann auch 1952, allerdings ohne ,,Heil Hitler" und mit anderen Bauplänen geschah.


1939 wurden die kommunalen Grenzen tief greifend verändert.


Die Skizze zeigt, wie verdreht die kommunalen Grenzen waren. Die Reform wurde noch vor Kriegsbeginn vom Hammer Oberbürgermeister angeregt. Es gab einige Vorschläge dazu die man den Rat der Stadt vorlegte. Sie waren sinnvoll. Nur die Art der Durchführung war für uns heutige schlecht zu begreifen. Alle wurden befragt. Die beteiligten Räte sagten alle „nein“.


Die Bewohner von Julienweg und dem damaligen Heideweg protestierten dagegen, nach Werries verschoben zu werden. Dann regelte ein Brief des Oberbürgermeisters die Sache. Er schrieb: „Nach Anhörung aller Beteiligten verfüge ich: ..... Darunter „Heil Hitler“ und Unterschrift und Siegel. Es galt das Führerprinzip. Der Mann an der Spitze hatte das Sagen.


Als Beispiel für viele harte Schicksale soll erwähnt werden, dass eine Werrieser Witwe 5 ihrer 6 Kinder im Krieg verlor. Kreuze im Kirchraum zeigten damals an, wie viele Männer auf dem Schlachtfeld und auch Frauen und Kinder unter den Bomben zu Tode kamen.



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