Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 2

     Das Pumpenhäuschen


Das muss ich noch erwähnen. Zur gleichen Zeit, in der die Kirche gebaut wurde, wurden auch die Siedlungshäuser an der heutigen Ostenheide und Paul-Gerhard-Straße gebaut. Das Kanalsystem war total veraltet und nur für die Kolonie angelegt. Der Kanal lag an der Paul-Gerhard-Straße. Die Abwässer der ganzen Siedlung und dann später auch des Pfarrhauses mussten dorthin abgeleitet werden. Das Gefälle von der Ostenheide dorthin war viel zu flach. Deshalb bat die Siedlergemeinschaft darum, auf dem Gelände der Kirchengemeinde ein Pumpenhäuschen zu errichten. Die Kirchengemeinde verpachtete der Gemeinschaft ein Stück Land zum symbolischen Pachtpreis von 1 DM im Jahr. Dafür durften später die Abwässer des Pfarrhauses dort mit eingeleitet werden.


Im Häuschen waren zwei Pumpen installiert. Wenn eine Pumpe ausfiel, besorgte die Ersatzpumpe automatisch das Geschäft. In jeder Woche versahen zwei Siedler den Pumpendienst, sie warteten die Pumpen und sorgten für den reibungslosen Betrieb der Anlage,


Das Pfarrhaus lag an der tiefsten Stelle der Abwasserleitung. Am Samstag vor dem 1. Advent 1960 versagte eine der Pumpen Die Männer, die zuständig waren, waren müde und meinten, dass ja noch die andere Pumpe da sei. Sie wollten die Sache am Montag erledigen. Nun gab es aber am Sonntag lang anhaltenden, starken Regen. Die eine Pumpe schaffte die anfallenden Mengen nicht mehr.


Wir hatten nach einem harten Arbeitstag gerade die Kinder ins Bett gebracht und wollten In Ruhe miteinander zu Abend essen. Da ging das Licht aus. Als ich nachsehen ging, merkte ich, dass der Keller voller Abwässer war. Die Pumpe schaffte die Wassermengen nicht mehr. Es gab einen Rückstau. Es roch in unserem Keller nach Toilette. Das steigende Wasser hatte die Elektrik der Heizung und einen Kurzschluss verursacht. Weil wir keine Ahnung hatten, was die Ursache war, schöpften wir bis spät abends Wasser aus dem Keller, bis der Zustrom versiegte.

Das Pumpenhäuschen und die sich hie und da wiederholenden Kleinkatastrophen erübrigten sich, als die Großgemeinde Uentrop ein neues Kanalnetz für den Stadtteil baute. Das Pumpenhäuschen wurde abgerissen.



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