Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 2

Nicht alles war in der Bauzeit feierlich. Manches Unvorhergesehene sorgte für Kopfschmerzen und verteuerte den Bau sehr. Die Firma Schneider, die Fenster und Türen liefern sollte, hatte schon Geld bekommen, als sie in Konkurs ging. Ein zur Gemeinde gehöriger Schreiner, Christian Caldewey, sorgte dafür, dass die schon gefertigten Fenster und Türen nicht in der Konkursmasse verschwanden und dass die Arbeiten noch ordentlich ausgeführt wurden.


Zwei alte Männer, standen am Bau, achteten täglich auf die Arbeiten und gaben gute Ratschläge. Die Handwerker waren wenig begeistert. Wilhelm Adler konnte den Zimmererleuten genau sagen, wie sie das Dach richten müssten. Er hatte Erfahrung, weil er vor Jahren bei der Firma Höhler im Barackenbau gearbeitet hatte.


Doch die beiden passten nur tags auf. In einer Nacht wurden die neu montierten Dachrinnen gestohlen und wahrscheinlich an einer anderen Stelle verkauft worden. Die Dachrinnen mussten zum zweiten Mal bezahlt und montiert werden.

Pünktlich zum Einweihungstag war dann alles fertig.


Der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, D. Ernst Wilm weihte am 3. Advent die neue Kirche.


       


Zuerst holte das Presbyterium die Abendmahlsgeräte, die Taufschale und die Altarbibel aus der alten Notkirche ab. Nach einer kurzen Andacht in der alten Notkirche zog dann die Gemeinde zur neuen Kirche. Als der Zug die ganze Braamer Strasse füllte, staunten viele Werrieser, wie viele Evangelische es in Werries gab. Die meisten Werrieser meinten zu wissen, dass Werries mehrheitlich katholisch wäre, weil die Evangelischen kaum in der Öffentlichkeit sichtbar wurden. Man sah am Sonntagmorgen in langen Zügen die Katholiken zur Kirche strömen und man sah eine lange Reihe Menschen der Fronleichnamsprozession folgen. Seit dem Ende des ersten Weltkrieges hatten aber die Evangelischen eine satte Mehrheit. An dem Tag konnte man nun sehen, dass das so war.


Vor der neuen Kirche übergab dann der Architekt den Schlüssel an den Vorsitzenden des Presbyteriums, Pfarrer Paul Mustroph. Der gab ihn an Pfarrer Judt weiter. Die Tür wurde geöffnet und die feierliche Einweihung konnte beginnen. Das wurmstichige, alte Harmonium begleitete zusammen mit dem Posaunenchor die Lieder. Der Kirchenchor hatte zum ersten Male nach dem Krieg wieder Männerstimmen dabei.


Nachdem der Präses die Weihe vollzogen hatte, läutete das kleine Glöckchen, das in der Notkirche viele Jahre zum Gottesdienst rief, den ersten Gottesdienst ein. Nun sollte die Gemeinde als Eingangslied im Wechsel mit dem Kirchenchor die vier Strophen des Liedes: „Nun lob mein Seel’ den Herren..“ singen.



<zurück                                      weiter>