Werries im Wandel der Jahrhunderte. Band 2

    Die Orgel.   


Wir hatten aus der alten Notkirche ein schon recht wackliges Harmonium mitgebracht. Der ganze Raum im ersten Stock des Kirchturms war für die Orgel vorgesehen. Das Harmonium stand dort ziemlich verloren in dem großen Raum. Alfred Haselow war einer der beiden Schreiner, die die Kirchenbänke angefertigt und aufgestellt hatten. Er wies Pfarrer Reinhard Judt daraufhin, dass das Harmonium voll mit Holzwürmern besiedelt war. Er fürchtete, dass die Holzteile der neuen Kirche befallen und verdorben werden könnten.


Er bekam den Auftrag, das Harmonium zu behandeln. Das war eine mühselige Arbeit. Außerdem beschlossen die Bezirkspresbyter, eine Orgel zu beschaffen. Weil es dafür weder vom Kirchenkreis noch von der Kirchengemeinde Mark einen Zuschuss gab, musste der ganze Betrag in der eigenen Gemeinde zusammengebracht werden. Es sollte von Haus zu Haus gesammelt werden. Damals erledigten die Bezirksfrauen der Frauenhilfe dieses mühselige Geschäft. Ein Dutzend Frauen klapperten alle Häuser ab, in denen Evangelische wohnten. Der Erlös von einem Bazar, einzelne größere Spenden und Sonderkollekten kamen dazu. So konnte dann im Herbst 1956, als Pfarrer Reinhard Judt noch im Dienst war, das Presbyterium den Ankauf einer neuen Orgel beschließen.


Kantor Adolf Weyand, der Sachverständige des Kirchkreises, und Professor Auler, der Sachverständige der Landeskirche, wurden um Rat gefragt. Sie gaben vor, wie die Orgel gebaut werden sollte. Sie rieten, den Raum zu unterteilen. Wenn die Orgel zu weit hinten stünde, ginge zuviel Klang verloren. So wurde eine Rigipswand mitten durch den Raum gezogen. Die neue Orgel sollte vor der Rigipswand stehen. Dahinter entstand ein Jugendraum.


Die Firma Kemper aus Lübeck wurde beauftragt, eine Orgel mit 8 Registern zu bauen. Jedes der Register kostete damals 2000.00 DM. Die Orgel sollte 8 Register haben. Das war für die Gemeinde viel Geld.


Vielleicht sollte ich eben erklären, wie eine solche Orgel funktioniert. Mit einem Blasebalg wird Wind erzeugt. Früher stand auf dem Blasebalg ein Mann, der abwechselnd auf zwei Bretter trat, die den Blasebalg zusammendrückten. Heut tut dasselbe ein Elektromotor. Der Wind wird ins innere der Orgel geleitet.


Auf dem Orgelprospekt stehen Reihen von Orgelpfeifen. Die Reihen sind unterschiedlich groß. Wie bei den von dem Mund geblasenen Flöten, ist der Ton höher je kleiner und tiefer je größer die Pfeifen sind. Außerdem sind die Pfeifen aus unterschiedlichem Material, z.B. Holz oder Zinn, und sind unterschiedlich geformt. So hat dann jede Reihe ihren besonderen Klang. Eine Reihe klingt wie zarte Blockflöten, eine andere wie schmetternde Trompeten. Eine solche Reihe nennt man ein Register. Vor der Orgel steht ein Spieltisch. Er sieht aus wie ein Klavier mit zwei oder mehreren Tastenreihen. Unten sind dann noch große Holztasten, die mit den Füßen gedrückt

werden.



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